Unterlagen zur Informationsveranstaltung
Ein Dorf will sich unabhängig machen

Auftaktveranstaltung für genossenschaftliches Nahwärmenetz in Buch am Forst
Der Saal der Gaststätte Jägersruh in Buch am Forst war gut gefüllt, als am 6.5.2024 die Planungsgruppe „Bucher Nahwärme“ die Einwohner des Ortes zu einer Infoveranstaltung geladen hatte. Thema des Abends war die geplante Errichtung eines Nahwärmenetzes zur Versorgung aller Haushalte mit günstiger, nachhaltiger und regionaler Wärme.
Nach der Begrüßung durch Steffen Fischer, Architekt aus Buch am Forst und Mitglied der ersten Stunde im Planungsteam, richtete der anwesende Bürgermeister der Stadt Lichtenfels Andreas Hügerich das Wort an die Anwesenden und sicherte das Wohlwollen und die volle Unterstützung
der Stadt gegenüber dem Projekt zu. Im Folgenden führte Jochen Fischer, seit kurzem im Ruhestand aber mit Herzblut engagierter Techniker, durch den Abend.
Russischer Angriff auf die Ukraine als Auslöser
Kirchner stellte gleich zu Beginn klar, dass das geplante Netz eine einmalige Chance für den kleinen Ort darstellt, sich dauerhaft unabhängig von multinationalen Konzernen oder fragwürdigen Autokraten zu machen, indem es die Versorgung seiner Einwohner mit Wärme in die eigene Hand nimmt. Dabei soll die Wärme nicht nur kostengünstiger, sondern vor allem auch
mit regionalen, nachwachsenden Rohstoffen nachhaltig und preisstabil erzeugt werden.
Schließlich erinnere sich jeder noch zu gut, wie in der Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine die Preise vor allem für Heizöl und Gas quasi über Nacht dramatisch gestiegen sind.
Auch wenn sich diese Preise aktuell wieder stabilisiert haben, kann niemand sicher sagen, wie die Entwicklung in Zukunft sein wird. Dass die Abgaben auf fossile Brennstoffe aber in Zukunft deutlich steigen werden, stehe durch die bereits beschlossene CO2-Abgabe schon heute fest.
Kombination aus Biogasanlage und Hackschnitzelheizung
Einen großen Vorteil sehen die Mitglieder der Planungsgruppe in der Tatsache, dass in Buch am Forst bereits ein Biogasanlage in Betrieb ist, die schon heute einige Liegenschaften im Ort über ein kleines privates Nahwärmenetz mit Wärme versorgt. Die bislang noch ungenutzte Abwärmeenergie ist aber so groß, dass damit ein Großteil des Ortes über weite Teile des Jahres vollständig mit Wärme versorgt werden könnte. Ergänzend hierzu ist die Errichtung einer Hackschnitzelheizanlage vorgesehen, die zur Abdeckung von Lastspitzen und als
Reserveheizung fungiert. Diese könnte günstig und zuverlässig mit Hackschnitzeln aus den zahlreich um Buch am Forst gelegenen Privatwäldern beschickt werden. So bleibe die Wertschöpfung und damit auch das Geld im Ort, betonte Kirchner.
Wärmepreis durch hohe Förderung günstiger als bei anderen Energieträgern
Letztlich entscheidend für die Frage, ob man die Idee eines Nahwärmenetzes unterstützt, sind die Kosten, mit denen der einzelne Hauseigentümer bei einem Anschluss zu rechnen hat. Deshalb zeigte Kirchner den Anwesenden anhand fundierter Daten auf, was das Heizen mit Öl, Gas und Hackschnitzeln im Vergleich zur Nahwärme kostet Unter Berücksichtigung aller Kosten,
insbesondere der für die Anschaffung einer neuen Heizung, zeige sich, dass der Preis pro Kilowattstunde bei der Nahwärme am günstigsten sei. Dies liege nicht zuletzt an der äußerst lukrativen öffentlichen Förderung von Heizungssystemen mit erneuerbaren Energieträgern, die je nach Einzelfall zwischen 30 und 70 Prozent der Anschaffungskosten beträgt. Da in Buch am
Forst bei vielen Haushalten eine Erneuerung der alten Heizungsanlage ohnehin anstehe, sei dies nach Meinung von Kirchner eine einmalige Gelegenheit mit handfesten finanziellen Vorteilen für jeden Teilnehmer.
Viele weitere Vorteile für den Hauseigentümer
Neben den finanziellen Anreizen biete ein Anschluss an das Nahwärmenetz noch eine Menge weiterer Vorteile für die Hauseigentümer. So wäre etwa der Raumgewinn in den bisherigen Heizungsräumen zu nennen: Befinden sich dort bisher oft Heizkessel und Öltanks bzw. Holzlager, Wasserboiler und ggf. Speicher, wird bei der Nahwärme nur ein kompakter Pufferspeicher inkl. Wärmetauscher und Warmwasseraufbereitung benötigt. Von dessen Dimensionen konnte sich jeder Anwesende in Form eines eigens durch ein Mitglied der Planungsgruppe erstellten Holznachbaus eine Vorstellung machen. Damit sind auch Geruchs- und Staubbelästigung im Keller vorbei. Zudem erfährt jeder Haushalt einen enormen Komfortgewinn, denn das Beschaffen und Lagern von Heizmaterial sowie die Wartung entfällt vollständig. Nicht zuletzt steige auch der Wert einer Immobilie, wenn sie mit einem zukunftsfähigen, nachhaltigen Heizsystem wie der Nahwärme ausgerüstet wird.
Organisation als Genossenschaft
Die Organisation der Teilnehmer am Nahwärmenetz soll nach den Vorstellungen der Planungsgruppe als Genossenschaft erfolgen. Um die zahlreichen Vorteile dieser Rechtsform zu veranschaulichen, war Max Riedl vom Genossenschaftsverband Bayern als Redner anwesend.
In einem kurzweiligen und informativen Vortrag skizzierte er die Grundlagen des Genossenschaftsrechts. Hauptmerkmal ist ohne Zweifel der Zweck einer Genossenschaft, der ausschließlich in der Förderung seiner Mitglieder bestehe; in diesem Fall eben in deren Versorgung mit günstiger und nachhaltiger Wärme. Ein weiterer Pluspunkt sei die demokratische
Organisation aller Mitglieder in der sogenannten Generalversammlung, bei der jedes Mitglied das gleiche Stimmrecht besitzt. Wichtige Entscheidungen werden durch Vorstand und Aufsichtsrat, die sich jeweils aus gewählten Mitgliedern der Genossenschaft zusammensetzen, vorbereitet und der Generalversammlung zur Abstimmung vorgelegt. Somit profitiere jedes Mitglied nicht nur durch die Versorgung mit günstiger Wärme, sondern habe gleichzeitig noch die Möglichkeit, sich aktiv in die Geschicke der Genossenschaft einzubringen; ganz im Sinne der genossenschaftlichen Prinzipien der Selbstverwaltung und Selbstverantwortung.
Ziel: Möglichst viele Anschlussnehmer gewinnen
Nachdem immer wieder Zwischenfragen von interessierten Bürgern durch die Mitglieder der Planungsgruppe oder Hr. Riedl beantwortet wurden, skizzierte Jochen Kirchner noch den weiteren Ablaufplan für das Projekt Nahwärme. So beginne mit dem Ende der Veranstaltung eine sechswöchige Zeichnungsfrist bis zum 17. Juni, in der Entschlossene ihre Aufnahme in die bereits gegründete „Nahwärmegenossenschaft Buch“ beantragen können. Für noch nicht ganz überzeugte oder jene mit Fragen bietet die Planungsgruppe in den kommenden Wochen eine „Sprechstunde“ immer dienstags um 18:30 Uhr im Feuerwehrhaus von Buch am Forst an. Das Ziel müsse nun sein, so Kirchner, so viele Hauseigentümer wie möglich zu überzeugen, sich am Nahwärmenetz zu beteiligen. Hierfür sei jeder einzelne gefragt, im Gespräch mit der Familie,
Freunden oder Nachbarn Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn: Je mehr Haushalte mitmachen, desto günstiger wird es am Ende für alle!
Wenn dies gelänge, dann könnte es im Frühjahr 2026 so weit sein, dass das geplante Nahwärmenetz in Buch am Forst auch tatsächlich in Betrieb ginge.
Beratungsgespräch für Unentschlossene
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